Liebe LeserInnen!
Wir feiern die Frühlings-Tagundnachtgleiche, das Fest der
Lebenskraft. Die Sonne schickt wärmende Strahlen. Schnee und Eis schmelzen.
Überall erwacht die Natur zu neuem Leben: Grün bricht hervor, die ersten Blumen
zeigen sich. Die Zugvögel kommen zurück. Nester werden gebaut und das Eierlegen
beginnt. Die Zeit der „Höhle", des Nach-innen-gerichtet-seins, ist nun
vorbei. Impulse und Gedanken drängen nach draußen. Das Neue wächst und nimmt
Gestalt an.
Wir erinnern uns und wiederentdecken die matriarchale Verwurzelung des
Frühlingsfestes. Der Osterhase ist z.B. viel älter als das Christentum. Er galt
als der heilige Mondhase der großen Göttin, der im Mond den
Unsterblichkeitstrank braut, und als Symbol der Fruchtbarkeit. Die Eier wurden
oft rot angemalt, denn rot ist die Farbe des Menstruationsblutes, des sich
erneuernden Lebens. Junge Mädchen holen in der Frühe das „Osterwasser".
Felder werden besprengt und mit heiligen Kräutern und Birkenzweigen zur Aussaat
geweiht. Brunnen, Quellen, Wasser bedeuten Leben.
Wir atmen die frische Luft und schauen nach Osten, denn das Licht geht im Osten
auf („ostar" heißt „Richtung gegen Morgen"). Als strahlende Göttin
erscheint „Ostara", die Spenderin des Lebens, Göttin des Frühlings und der
Morgenröte, verwandt mit der römischen „Aurora" und der griechischen
„Eos". Ihre Botschaft begleitet uns und ist dieses Mal vor allem an die
Töchter gerichtet, die wir mit dem Thema „Erneuerung" ehren wollen. Mit
ihnen verbinden wir die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten. Sie wollen wir
stärken und ermutigen und gemeinsam mit ihnen das Netz des Lebens
knüpfen.
Ernie Kutter zeigt uns die Jungfrau in ihrer Liebe zur Freiheit und
Eigenständigkeit. Mit „kämpferischen Mut" wehren sich die
„Jungfrauen" gegen einen Lebensentwurf, der sie in einer Ehe zum Anhängsel
des Mannes machen will. In klösterlicher Gemeinschaft entsteht so eine
weibliche Kultur, von der wir noch heute zehren. „Nur von unten wird das Neue
kommen - von Euch oder niemandem!" Claudia von Werlhof appelliert an die
Jungen, die StudentInnen, die endlich gegen das bestehende System zu
rebellieren beginnen, sich nicht von Waren und Kapital blenden zu lassen, nicht
einer abstrakten tötenden Wissenschaft und Technik zu folgen, deren Auswirkungen
wir alle spüren. „Wir sind nicht die Macher" (Joanna Macy). Vielmehr
geht es heute darum, unseren Anthropozentrismus zu überwinden und die Welt als
unsere „Geliebten" zu betrachten, mit der wir uns in unserer
Einzigartigkeit und Verschiedenheit zu einem vielfältigen lebendigen Ganzen
verbinden und andere Erdwesen respektieren können.
Was jeder monotheistischen Religion grundlegend fehlt, ist „die Liebe zur
Tochter". Vera Zingsem nimmt damit den religiösen Faden auf, den Christa
Mulack mit ihrem Beitrag weiter verfolgt. Es ist für uns eine große Freude,
wenn die Töchter das lieblose und lebensfeindliche Patriarchat verlassen. Mutig
und sehr lebendig lassen sie uns im Interview von Dagmar Margotsdotter-Fricke
daran teilhaben. Schließlich erinnern wir uns mit Annette Kuhn an unsere
Vorgängerinnen und Vorbilder in der Geschichte der Frauen und denken dankbar an
Mary Daly, die am 3.Januar 2010 verstarb. Sie war und ist für uns eine der
großen weisen Frauen, bleibendes „Symbol" (Astrid Wehmeyer) einer
Welt „Jenseits von Gott-Vater, Sohn und Co". - Mit der Kraft weiblicher
Autorität spinnen die Autorinnen die Lebensfäden weiter und eröffnen uns
einen hellen und weiten Blick auf das erwachende Land.
Krista Köpp
6 Die Jungfrau — Symbol für die Kraft der Erneuerung Ernie Kutter
10 Die Botschaft der Ostara Christa Köpp-Blodau
12 Nur von unten wird das Neue kommen - von Euch oder
niemandem!
Claudia von Werlhof
20 Nicht besser leben sondern gut Klima als Symbol unserer Lebensweise Kerstin Pilop
24 Die Welt als Geliebte Joanna Macy
28 Töchter verlassen das Patriarchat
Interview Damar
Margotsdotter-Fricke
34 Erinnerung ist weiblich Annette Kuhn
36 Zum Tod von Mary Daly Luise Pusch Astrid Wehmeyer
37 Eine Femmage Gudrun Nositschka
39 Monotheismus als grundlegende Erneuerung des religiösen Glaubens (Serie, Teil 2) Christa Mulack
44 Lied der Inanna (letzter Teil) Kerstin Pilop
48 Geliebte Töchter Vera Zingsem
51 An die Tochter
52 Die weibliche Macht der Erneuerung
Karin KaraMa Beran
54 Jahresrad: Frühlingszauber
56 Die Kräuterfee
58 Der Mikrokosmos der klassischen Chinesischen Medizin u. Akupunktur Barbara Luckert
61 Buchbespechungen
64 GODE-WEG: Der Holle-Weg (Teil 2) Annette Rath-Beckmann
68 G.I.a.n.z.s.t.ü.c.k.e
71 Resonanzen
73 Matri-Netz
76 Impressum