6. Ausgabe - Februar 2009

Visionen -Urania

Editorial

Liebe LeserInnen!

„Nichts ist so mächtig wie eine Vision, deren Zeit gekommen ist.“
Im Jahre 2000 wurde auf dem Hambacher Schloss das Jahrtausend der Frauen ausgerufen, in dreizehn Muttersprachen, aus allen fünf Kontinenten dieser Erde(Siegrun Laurent). Die Energien vieler Frauen wurden in die Welt getragen- bis hinein in die Visionen und Wirklichkeiten heute.
Wir erleben die bisher größte Krise des globalisierten Kapitalismus. Er ist unglaubwürdig geworden: „Patriarchat gescheitert“!
Was uns zu Lichtmess 2009 bewegt, ist die tiefe Überzeugung, dass ein Paradigmenwechsel stattfinden muss.
Eine Vision ist Ausdruck von Widerstand und Hoffnung. Sie schafft ein neues Bewusstsein von dem, was wirklich ist. Claudia von Werlhof fordert uns auf, vom Glauben an die Verheißungen der neoliberalen Globalisierung abzufallen und aus dem patriarchalen Denken herauszutreten- aus einem System, das Artensterben, Klimawandel, Krieg, Hunger, Entsolidarisierung und Isolation produziert, keinesfalls eine bessere Welt. Dies ist der erste Schritt!
Die „matristisch“-matriarchale, „mütterliche Ordnung“ hat keine Utopie. Denn sie orientiert sich…an dem, was ist, und wie es ist – sozusagen an der „Topie“, dem konkreten Hier und Jetzt als Ort innerhalb des All(e)s.
Die Zeit ist gekommen, „aus dem Dornröschenschlaf der letzten fünftausend Jahre“ aufzuwachen und unsere „Müttermacht“ wiederzuentdecken und wahrzunehmen, indem wir sie täglich leben und öffentlich einfordern. „Die Alte Weise Frau öffnet uns die Augen über den wahren Zustand dieser Welt, sie lehrt uns, die Lügen des Patriarchats zu durchschauen, verbindet uns mit einer tiefen Erdspiritualität.“ Kirsten Armbruster fordert für einen Weltmütterfond die Erhebung von Spekulationssteuern, eine Maschinensteuer, eine Gewaltdarstellungssteuer, eine Vermögenssteuer…
In einem Brief an die ferne Fräundin erzählt Geneviéve Vaughan von einer Frau, die bereits in einer anderen Gesellschaft lebt, in der Geld und Markt ihre Bedeutung verloren haben gegenüber einer Wirtschaft und Lebenshaltung des Schenkens+Gebens und der selbstverständlichen gegenseitigen Fürsorge je nach Bedürfnissen in Verbundenheit mit Mutter Natur. Die neue Menschheit ist die spezies des „homo donans“.
Eine moderne matriarchale Gesellschaft beruht nach Heide Göttner-Abendroth auf  Basisdemokratie und Subsistenzwirtschaft. Ihre Größenordnung ist die Region, in der die Menschen ihre unmittelbaren Lebensbedingungen wieder selbst kontrollieren. In allen Bereichen sind Männer und Frauen gleich vertreten- „eine Sozialordnung von komplementärer Egalität und perfekter Balance“. Die Spiritualität hat eine für alle verbindliche Grundlage: „die Erde, die alles trägt, und den Lebensstrom, der alles durchdringt. Die sichtbare Welt ist göttlich, die Große Göttin mit den tausend Gesichtern“.
Wir begreifen uns als LiebhaberInnen des Lebens, als HüterInnen der Erde in Respekt vor der Natur und ihren Kreisläufen. Die Erkenntnis, dass das menschliche Maß klein ist, verbindet uns mit allen Mitwesen. Maria Mies lernt aus ihrem Garten, was es braucht, um ein gutes Leben für alle zu erreichen.
Visionen sind Schöpfungen von Wirklichkeit. Ausdruck von Widerstand gegen die Macht der Konzerne. Manifestierte Hoffnung.
„Wohin steig ich, wohin geh` ich? Welchen Weg hab ich genommen?“ (Ute Schiran)
Möge der Impuls von Lichtmess uns beflügeln und durch dieses Jahr tragen: „Der Zustand der Liebe ist der einer anderen Ordnung“(Claudia von Werlhof).

Krista Köpp



Inhaltsverzeichnis

6 Prolog Kirsten Armbruster

7 Müttermacht wiederentdecken

Interview mit Kirsten Armbruster Ursula Fournier

13 Das Patriarchat als Utopie von einer mutterlosen Welt

Claudia von Werthof

25 Liebe ferne Fräundin

Vision von Genevieve Vaughan

30 Gedanken zu einer modernen matriarchalen Gesellschaft

Heide Göttner-Abendroth

34 Aus der Erklärung des Zweiten Weltkongresses

35 Mit matriarchalen Werten die Welt verändern Gudrun Frank-Wissmann

38 Grundsätze der Mutter-Kind-Beziehung Christa Mulack

40 Zur Ausrufung des Jahrtausends der Frau Christa Mulack

42 Der Normalzustand der Welt Claudia von Werlhof

44 Erfüllte Visionen Siegrun Laurent

46 Vision Karin Beran

47 Gode-Weg

Vision eines Wanderweges Uscha Madeisky

48 Eine Visionsfindung Patricia Geyer

51 Lehren aus meinem Garten Maria Mies

53 WIR KREISEN — Rituale feiern im Jahreskreis

Siegrun Laurent

56 Die Kräuterfee

Elisabeth Dreher/ Marita-Akaja Zadra

58 Buchbesprechungen

60 Matriarchaler Alltag

Dagmar Margotsdotter-Fricke

61 G.La.n.z.s.t.ü.c.k.e

65 Resonanzen

72 Matri-Netz

76 Impressum