Liebe LeserInnen!
„Nichts ist so mächtig wie eine Vision, deren Zeit gekommen ist.“
Im Jahre 2000 wurde auf dem Hambacher Schloss das Jahrtausend der Frauen
ausgerufen, in dreizehn Muttersprachen, aus allen fünf Kontinenten dieser
Erde(Siegrun Laurent). Die Energien vieler Frauen wurden in die Welt getragen-
bis hinein in die Visionen und Wirklichkeiten heute.
Wir erleben die bisher größte Krise des globalisierten Kapitalismus. Er ist
unglaubwürdig geworden: „Patriarchat gescheitert“!
Was uns zu Lichtmess 2009 bewegt, ist die tiefe Überzeugung, dass ein
Paradigmenwechsel stattfinden muss.
Eine Vision ist Ausdruck von Widerstand und Hoffnung. Sie schafft ein neues
Bewusstsein von dem, was wirklich ist. Claudia von Werlhof fordert uns auf, vom
Glauben an die Verheißungen der neoliberalen Globalisierung abzufallen und aus
dem patriarchalen Denken herauszutreten- aus einem System, das Artensterben,
Klimawandel, Krieg, Hunger, Entsolidarisierung und Isolation produziert,
keinesfalls eine bessere Welt. Dies ist der erste Schritt!
Die „matristisch“-matriarchale, „mütterliche Ordnung“ hat keine Utopie. Denn sie
orientiert sich…an dem, was ist, und wie es ist – sozusagen an der „Topie“, dem
konkreten Hier und Jetzt als Ort innerhalb des All(e)s.
Die Zeit ist gekommen, „aus dem Dornröschenschlaf der letzten fünftausend
Jahre“ aufzuwachen und unsere „Müttermacht“ wiederzuentdecken und wahrzunehmen,
indem wir sie täglich leben und öffentlich einfordern. „Die Alte Weise Frau
öffnet uns die Augen über den wahren Zustand dieser Welt, sie lehrt uns, die
Lügen des Patriarchats zu durchschauen, verbindet uns mit einer tiefen
Erdspiritualität.“ Kirsten Armbruster fordert für einen Weltmütterfond die
Erhebung von Spekulationssteuern, eine Maschinensteuer, eine
Gewaltdarstellungssteuer, eine Vermögenssteuer…
In einem Brief an die ferne Fräundin erzählt Geneviéve Vaughan von einer Frau,
die bereits in einer anderen Gesellschaft lebt, in der Geld und Markt ihre
Bedeutung verloren haben gegenüber einer Wirtschaft und Lebenshaltung des
Schenkens+Gebens und der selbstverständlichen gegenseitigen Fürsorge je nach
Bedürfnissen in Verbundenheit mit Mutter Natur. Die neue Menschheit ist die
spezies des „homo donans“.
Eine moderne matriarchale Gesellschaft beruht nach Heide Göttner-Abendroth
auf Basisdemokratie und Subsistenzwirtschaft. Ihre Größenordnung ist die
Region, in der die Menschen ihre unmittelbaren Lebensbedingungen wieder selbst
kontrollieren. In allen Bereichen sind Männer und Frauen gleich vertreten-
„eine Sozialordnung von komplementärer Egalität und perfekter Balance“. Die
Spiritualität hat eine für alle verbindliche Grundlage: „die Erde, die alles
trägt, und den Lebensstrom, der alles durchdringt. Die sichtbare Welt ist
göttlich, die Große Göttin mit den tausend Gesichtern“.
Wir begreifen uns als LiebhaberInnen des Lebens, als HüterInnen der Erde in
Respekt vor der Natur und ihren Kreisläufen. Die Erkenntnis, dass das
menschliche Maß klein ist, verbindet uns mit allen Mitwesen. Maria Mies lernt
aus ihrem Garten, was es braucht, um ein gutes Leben für alle zu erreichen.
Visionen sind Schöpfungen von Wirklichkeit. Ausdruck von Widerstand gegen die
Macht der Konzerne. Manifestierte Hoffnung.
„Wohin steig ich, wohin geh` ich? Welchen Weg hab ich genommen?“ (Ute Schiran)
Möge der Impuls von Lichtmess uns beflügeln und durch dieses Jahr tragen: „Der
Zustand der Liebe ist der einer anderen Ordnung“(Claudia von Werlhof).
Krista Köpp
Inhaltsverzeichnis
6 Prolog Kirsten Armbruster
7 Müttermacht wiederentdecken
Interview mit Kirsten Armbruster Ursula Fournier
13 Das Patriarchat als Utopie von einer mutterlosen Welt
Claudia von Werthof
25 Liebe ferne Fräundin
Vision von Genevieve Vaughan
30 Gedanken zu einer modernen matriarchalen Gesellschaft
Heide Göttner-Abendroth
34 Aus der Erklärung des Zweiten Weltkongresses
35 Mit matriarchalen Werten die Welt verändern Gudrun Frank-Wissmann
38 Grundsätze der Mutter-Kind-Beziehung Christa Mulack
40 Zur Ausrufung des Jahrtausends der Frau Christa Mulack
42 Der Normalzustand der Welt Claudia von Werlhof
44 Erfüllte Visionen Siegrun Laurent
46 Vision Karin Beran
47 Gode-Weg
Vision eines Wanderweges Uscha Madeisky
48 Eine Visionsfindung Patricia Geyer
51 Lehren aus meinem Garten Maria Mies
53 WIR KREISEN — Rituale feiern im Jahreskreis
Siegrun Laurent
56 Die Kräuterfee
Elisabeth Dreher/ Marita-Akaja Zadra
58 Buchbesprechungen
60 Matriarchaler Alltag
Dagmar Margotsdotter-Fricke
61 G.La.n.z.s.t.ü.c.k.e
65 Resonanzen
72 Matri-Netz
76 Impressum